Liebe Freunde und Förderer unserer Arbeit in Tansania!
“Jetzt kämpfe ich jeden Tag darum, mein Herz offen zu halten und morgens gern aufzustehen. Und wie? Indem ich mich auf meine eigene kleine Arbeit konzentriere, für die die Menschen dankbar sind,
und so wenig wie möglich auf das große Bild schaue, das zum Davonlaufen ist!“
Dieses Zitat einer Mitarbeiterin der Vereinten Nationen in Tansania spiegelt auch meine Gemütslage nach Trump wider. „Wenn ein Clown zum König gewählt wird, wird er nicht zu einem König, sondern
der Palast wird zu einem Zirkus“ wussten schon die Osmanen. Jeden Tag zuckt die ganze Welt zusammen wenn er wieder mit irrsinnigen Dekreten die Demokratie aushebelt und als Alleinherrscher sich
zusammen mit dem Kriegsverbrecher Putin die Welt neu aufteilen will.
Zuerst hat es Afrika getroffen, wie immer die Unschuldigen und Ärmsten am härtesten. Alle Hilfsprogramme über Nacht gestoppt. Keine Malaria Schutzimpfung für Kinder mehr, keine AIDS Medikamente,
der Virus, der so gut unter Kontrolle war, wird nach 14 Tagen ohne Medikamente wieder aktiviert. Wird wieder weitergegeben, Hunderttausende werden sterben, wieder Tausende neue
Waisenkinder.
Da ist es verständlich, dass auch ich die Sinnfrage stelle. Was mache ich eigentlich zwei Monate im Jahr in Tansania, schreibe Bücher, halte Vorträge, sammle Spenden, wenn doch alles sinnlos ist?
Für den Bischof von Daressalam Henry Mchamungu ist das einfach: „Gott hat dich zu uns geschickt, du darfst nicht aufgeben!“ Ja, daran glaube ich auch. Dass ausgerechnet ich, der in seinem
früheren Leben mit Gorbatschow und Kohl, Vaclav Havel und Lech Walesa Abendessen war, im Verlagsjet durch Europa düste, dann ein Autohausimperium aufbaute, jetzt ausgerechnet in Kilimahewa im
Busch von Tansania Entwicklungshilfe leiste, das kann kein Zufall sein.
Viel wichtiger ist aber der Zuspruch unserer treuen Spender und Unterstützer. Über 1.100 Personen bekommen regelmäßig diesen Newsletter weil es mir am Wichtigsten ist, dass alle wissen, was mit
Ihrem Geld geschieht. In wenigen Tagen brechen meine Frau Mareen und ich wieder auf nach Tansania. Fünf Wochen bei unseren Projekten, ich freue mich sehr darauf, die Menschen wiederzusehen.
Leider nicht alle. Erinnert ihr euch an den Weihnachtsbrief der 14-jährigen, die wieder zur Schule gehen konnte, weil wir die Dialyse für ihren Vater bezahlen. Er ist letzte Woche verstorben und
die Mutter und die vier Kinder sind völlig verzweifelt. Ich werde sie besuchen und nach einer Lösung suchen, dass die Kinder zur Schule gehen können.
Vor meiner Abreise ein kurzer Überblick über den Stand unserer Projekte:
1. Kilimahewa:
Seit wir als Nachfolger von Bruder Markus, der im Ruhestand in der Abtei Ndanda lebt, alle Kosten tragen müssen, lastet das schwer auf unseren Schultern. 150.000 Euro kostet die Missionsstation
im Jahr. Dazu zählen die Wächter, die Handwerker, Diesel, Strom, Internet, Reparaturen, aber auch Kindergärtenfinanzierung und Armenspeisung. Das kann auf Dauer nicht so bleiben. Neben
Sparmaßnahmen müssen wir neue Einkunftsquellen erschließen. Deshalb haben wir ein Shoppingcenter an der Hauptstrasse gebaut mit Näherei, Bäckerei, Getränkemarkt und Supermarkt, die alle von uns
selbst betrieben werden. Sie sind zwar erst seit Januar in Betrieb, aber die Umsatzzahlen sind vielversprechend. Jetzt müssen wir zuverlässige, ehrliche Leute finden, ihnen Marketing beibringen,
dann können daraus erhebliche Deckungsbeiträge für unsere Kosten kommen. Gleiches gilt für die Schreinerei, die voll ausgelastet ist. Abgeschlossen ist die Renovierung des alten Kindergartens in
Kilimahewa. Wir sind sehr dankbar, dass wir dafür den Erlös des heurigen Loichinger Hungermarsch bekommen werden. Renoviert wurde der Spielplatz in Mwarusembe und zusätzliche Toiletten
gebaut.
Werfen wir noch einen Blick auf die Bäckerei. Als ich die Idee entwickelte, wurde mir gesagt, die Leute essen in Tansania kein Brot. Dann habe ich gesehen, dass es in Daressalam jede Menge
Bäckereien gibt und war überzeugt von meiner Idee. Eine Halle wurde tiptop gefliest, Gas und Wasser und Strom hineingebracht und die Backstube war fertig. Dann im neuen Shoppingcenter einen
Verkaufsladen eingerichtet, der später auch ein kleines Cafe bekommen soll. Aber woher die Bäcker nehmen? Meine Assistentin Grace ließ in der Kirche am Sonntag verkünden, dass wir drei
Bäckerlehrlinge suchen, die sofort anfangen können. Als erstes meldete sich Abuu, Master der Volkswirtschaft, seit seinem Abschluss an der Universität Daressalam auf Jobsuche. Einen Master als
Bäckerlehrling? Sei ihm egal, er wolle jetzt endlich was arbeiten. Zwei weitere Schulabgänger waren schnell gefunden und ich schickte sie postwendend nach Dodoma in die Bäckerei Schule von Xaver
Kazimotocomba, mit dem wir auch bei einem Kaffeeprojekt zusammenarbeiten. Nach vier Monaten behaupteten sie fit zu sein und wollten starten. In der Zwischenzeit hatten wir Knetmaschine, Backofen
und Gärschrank gekauft.
So, wer würde jetzt Recht bekommen? Sie produzierten Brote, Semmeln und süße Donuts. Schon von Anfang an, wurde im Laden gekauft. Dann kam ein Mopedhändler. Er hole jeden Tag Brote aus Dar und
bringe sie in die umliegenden Dörfer bis nach Kisegese. Wenn er nicht mehr nach Dar fahren müsse, würde er jeden Tag bei uns einkaufen. Ich war platt, als er am ersten Tag 800 Teilchen orderte.
Wenn das so weitergeht, brauchen wir unbedingt eine zweite Knetmaschine und einen zweiten Backofen. Dann kamen Tilman und Sigrid Ott zu Besuch und Tilman hatte die glorreiche Idee, unsere
Kindergartenkinder mit den süßen Teilchen zu beglücken. Glorreich deshalb, weil er die Belieferung bis Ostern auch gleich bezahlte! Jetzt bin ich extrem gespannt auf alle Betriebe im neuen
Shoppingcenter. Es schaut gut aus!
2. Kisegese:
Das neue Operationszentrum ist fertig, die Abnahme durch Architekt Ott erfolgt. Jetzt kämpft die District Medical Officer Flora um neue Planstellen durch die Regierung. Wenn wir Pech haben,
kommen sie erst nächstes Jahr, aber sie kommen. Der Pöschl-Kindergarten ist an die Pfarrei zum Betreiben übergeben worden. Der Bürgermeister bittet um ein Rathaus, aber dafür haben wir kein
Geld.
3. Daressalam Behintertenschule:
Wir finanzieren die Schule seit einem Jahr. Unser Bautrupp hat die Gebäude saniert. Es ist eine Freude zu sehen mit welchem Engagement die beiden Unitas-Schwestern, die die Diözese stellt, sich
um die Kinder kümmern.
4. Kisiju Health Center:
Unsere Weihnachtshilfe ist voll in Betrieb. Das Arztbüro ist neu möbliert, im OP gibt es jetzt eine OP-Lampe und eine Klimaanlage. Zehn Betten wurden geliefert und das neue Ultraschallgerät ist
im täglichen Einsatz. Im April müssen wir entscheiden, ob wir die Mittel haben für ein zweites Hilfspaket.
5. Imiliwaha Waisenhaus:
Drei Neuzugänge meldet Schwester Rogatha. Immer die gleiche traurige Geschichte. Mutter bei der Geburt verstorben, Vater gibt das Baby bei der Polizeistation ab und verschwindet als Fernfahrer.
Wir haben das gesamte Waisenhaus renovieren können und unsere monatlichen Zahlungen, 40.000 Euro pro Jahr, finanzieren eine tolle Betreuer Mannschaft, Essen, Windeln und Kleider.
6. Bupu Health Center:
Nach fünf Jahren Anschubfinanzierung wollen wir die Unterstützung langsam auslaufen lassen. Wir verhandeln mit Generaloberin Doreen von den Dada Wadogo Schwestern eine nähere Anbindung an unser
Kilimahewa Krankenhaus, als quasi verlängerte Werkbank. Bis zur Entbindung Behandlung in Bupu, ab Kaiserschnitt OP in Kilimahewa.
7. Dodoma:
In Dodoma entsteht ein Gymnasium für 450 Schüler, das die Abtei Ndanda baut. In diesem Projekt stecken die Gelder, die Bruder Markus über lange Jahre angesammelt hat für ein großes Projekt, das
er nie definiert hatte. Dazu kommt eine erhebliche Fördersumme von der Kongregation der Missionsbenediktiner in St. Ottilien und viele weitere Spenden. Wir fertigen in unserer Schreinerei den
Großteil der Schulmöbel an. Im August müssen sie fertig sein, im Herbst beginnt der Probebetrieb.
8. Kibindu:
Unsere Leute haben weder jemals etwas vom Stamm der Magnatis gehört, noch von der Gegend um Kibindu. Ein Stamm von Analphabeten, der im Wald lebt. Seit drei Jahren bauen wir dort die erste
Schule. Nicht so einfach ohne Strom und eine ordentliche Zufahrtsstraße. Eigentlich schafft nur unser Jeep die Fahrt dorthin, ein Lastwagen ist kaum vorstellbar. Was aber dort entsteht, ist
beinahe unglaublich. Die ersten beiden Klassenzimmer sind fertig und in Betrieb. Jetzt entstehen die beiden nächsten Klassenzimmer und zwei Toilettengebäude. Die Regierung fordert ein weiteres
Klassenzimmer und ein Lehrerbüro, dann können unsere Schüler hier die staatlichen Prüfungen ablegen und nicht in der 100 km entfernten Nachbarschule.
Ich denke oft an den Spruch von Pater Helmut aus Königsmünster, dem ersten großen Förderer von Kilimahewa: „Es wird immer weiter gehen. In Kilimahewa trifft der Himmel auf die Erde. Das ist ein
gesegneter Ort!“ Immer wenn ich nicht weiß wie ich ein großes Projekt finanzieren soll, passieren seltsame Dinge. Neue Spender melden sich mit all ihrer Großherzigkeit. Und am Ende ist es
möglich. So auch in Kibindu. Ich bin zusammen mit Dr. Schmidbauer, dem Inhaber der Rosenium Altenheimgruppe, im Stiftungsrat der Passauer Kinderklinik und erzähle ihm von Kibindu. Spontan
finanziert er das erste Klassengebäude. Dann treffen Mareen und ich Baron Benedikt von Poschinger Frauenau mit seiner Frau Alexandra und auch sie entflammen für Kibindu. Benedikt entwirft eine
Zusammenarbeit „Waldler für Waldler“, sein Forstbetrieb umfasst 2.300 Hektar im Bayerischen Wald, und die Magnati leben in Waldhütten und finanziert die nächsten beiden Klassenzimmer. Und dann
die Reaktion von Dr. Schmidbauer: „Wenn der Baron das zweite Gebäude finanziert, dann übernehme ich wieder das Dritte!“
Natürlich sind diese Großspenden selten und für uns zählt jeder Euro auch aus Kleinspenden. Aber es tut einfach gut zu wissen, dass man starke Freunde in der Heimat hat. Ich danke euch allen, dass ihr euch Zeit genommen habt, das zu lesen! Ich danke für eure materielle und geistige Unterstützung. Ich wünsche euch allen ein Frohes Osterfest. Ich gehe davon aus, dass der Herrgott mich Mitte Juni wieder gesund heimkommen lässt und werde dann erneut an euch berichten!
Frohe Ostern!
Euer Franz Hirtreiter sen mit Frau Mareen und Familie